Im Mai 2022 eröffnete der DRK-Kreisverband Mannheim e.V. eine Unterkunft für obdachlose Menschen in Hockenheim. Die Einrichtung bietet Platz für insgesamt 28 Personen, darunter vier barrierearme Plätze. Zusätzlich stehen zwei Notbetten für den akuten Bedarf zur Verfügung, die rund um die Uhr von der Polizei und dem Ordnungsamt genutzt werden können, um Menschen bei extremen Wetterbedingungen zu schützen. Derzeit sind 18 Menschen im Alter von 22 und 72 Jahren in der Unterkunft untergebracht – 14 Männer und 4 Frauen aus verschiedenen Ländern wie Deutschland, Syrien, Iran, Gambia und Polen. Ihre Lebensgeschichten sind genauso vielfältig wie ihre Herkunft.
Im Winter, wenn die Kälte das Leben auf der Straße besonders gefährlich macht, steigt die Zahl der Menschen, die Schutz suchen. Zwischen Oktober 2024 und Januar 2025 kamen acht neue Bewohner hinzu, was nicht ungewöhnlich ist, da extrem niedrige Temperaturen oft einen erhöhten Bedarf nach sicheren Schlafplätzen mit sich bringen. Doch wie funktioniert der Aufenthalt in der Unterkunft?
„Die Unterbringung erfolgt auf Grundlage eines Dienstleistungsvertrags mit der Stadt Hockenheim“, erklärt Lajos Ráksi, Leiter der Wohnungslosenunterkunft. „Die Stadtverwaltung muss eine Einweisungsverfügung ausstellen, bevor wir jemanden aufnehmen können.“ In der Unterkunft erhalten die Bewohner mehr als nur ein Bett. Hier gibt es eine moderne Ausstattung, die den Aufenthalt angenehm gestaltet: Zweibettzimmer mit Schränken, Tischen und kleinen Tresoren für Wertsachen, eine voll ausgestattete Küche, Waschmaschinen und Trockner sowie Duschen und Toiletten. Zudem gibt es einen Tagestreff, eine erste Anlaufstelle für Menschen ohne Einweisungsverfügung. Dieser ermöglicht es den Menschen, zu waschen, zu duschen und sich aufzuwärmen bevor sie einen sicheren Platz haben. Auch werden die Bewohner aktiv dabei unterstützt, Kontakt zu Behörden herzustellen und bürokratische Hürden zu überwinden. „Wir fördern die Schaffung einer Tagesstruktur und ermutigen die Bewohner aktiv in die Gesellschaft zurückzukehren, um ein normales Leben zu führen“, erklär Ráksi. Diese Angebote gehen über die bloße Unterbringung hinaus und zielen darauf ab, den Bewohnern ein Stück Normalität und Würde zurückzugeben.
Es wird niemand gezwungen, im Winter Schutz in der Unterkunft zu suchen und es gibt immer wieder Menschen, die freiwillig auf die Unterkunft verzichten. Ein häufiger Grund dafür ist, dass sie zum Beispiel ihre Haustiere nicht abgeben wollen, da Tiere in der Unterkunft nicht erlaubt sind.
„Wir sollten obdachlosen Menschen mit Empathie und Menschlichkeit begegnen und ihnen nicht mit Abneigung oder Angst begegnen“, appelliert der Mitarbeiter. „Es kann jeden von uns treffen – sei es durch Krankheit, Arbeitsplatzverlust oder andere Schicksalsschläge. Unsere Gesellschaft sollte auf solche Notlagen reagieren, indem sie hilft und nicht wegschaut.“