Als sich Rudolf Large dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) anschloss, war er gerade mal 15 Jahre alt. Seitdem hat er sich in vielen Funktionen für die Hilfsorganisation engagiert, heute ist er Präsidiumsmitglied des DRK-Kreisverbands Mannheim und aktiver Rettungssanitäter in der Bereitschaft Weinheim. Erst am vergangenen Sonntag ist er von einem einwöchigen Einsatz im Ahrtal zurückgekehrt. Dort half der Professor an der Universität Stuttgart und Lehrstuhlinhaber für Logistik- und Beschaffungsmanagement elf Stunden pro Tag dabei, die zwölf Feldküchen am Laufen zu halten, die nach wie vor bis zu 13.000 Menschen mit Nahrung versorgen. Im RNZ-Interview schildert er seine Eindrücke und berichtet von seiner Arbeit.
Herr Large, wenn Sie die Situation im Ahrtal in einer kurzen SMS beschreiben müssten: Was würden Sie ins Handy eintippen?
Erschütternd. Das ist ein guter Begriff. Zunächst aber muss ich dazu sagen, dass ich von den Hochwasserschäden vergleichsweise wenig gesehen habe. Ich war im Versorgungszentrum in Grafschaft eingesetzt, einige Kilometer oberhalb von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Untergebracht war ich in Ahrweiler. Dort hat mich persönlich überrascht, dass wirklich nur ein flussnaher Streifen Land von den heftigsten Zerstörungen betroffen war. Fast nebenan herrscht beinahe Normalität. Man kann noch immer erkennen, wie hoch das Wasser stand – und das erschüttert.
Grafschaft liegt ja an einer Berg- und Talstraße kurz vor der Landesgrenze zwischen Rheinland-Pfalz und der Region Bonn in Nordrhein-Westfalen...
...und man kennt diese Gegend vor allem dank der Firma Haribo. Das Versorgungszentrum liegt tatsächlich auf dem Firmenparkplatz. Es handelt sich um eine eingezäunte Zeltstadt, in der 150 bis 160 Menschen arbeiten. Dort unterhält das DRK zwölf Feldküchen, also vereinfacht gesprochen Anhänger, auf denen mehrere Kessel montiert sind. So viele Feldküchen auf einem Platz habe ich übrigens noch nie zuvor gesehen. Die Mengen sind entsprechend groß. Wir haben zum Beispiel zwei Tonnen Fleisch für eine Mahlzeit mit Gulasch eingeplant.
Worin genau bestand dabei Ihre Aufgabe?
Ich habe mich auf einen Aufruf des DRK-Landesverbands Baden-Württemberg gemeldet, der wiederum auf Anfragen des Bundesverbands reagiert. Zunächst hieß es, dass ausgebildete DRK-Zugführer zur Stabsunterstützung gesucht werden. Zur Erklärung: Ein Zug ist eine Einsatzeinheit innerhalb des DRK. Der zum Kreisverband Mannheim zählende Ortsverein Weinheim stellt Personal für die vierte Einsatzeinheit des Rhein-Neckar-Kreises. Ich habe mich Anfang August für die Woche ab dem 15. August gemeldet, weil die Prüfungsphase an der Uni erst am 13. endete. Am 12. August erhielt ich dann den Einsatzauftrag.
Vor Ort stellte sich heraus, dass der Leiter des Versorgungszentrums ein Kamerad ist, den ich schon seit vielen Jahren kenne. Er wusste um meinen hauptberuflichen Schwerpunkt und bat mich, die Logistik ein Stück weit zu reorganisieren. Aber es war bei Weitem nicht nur Kopfarbeit. Ich habe etliche Paletten geschoben und Kartons geschleppt, bis zu elf Stunden am Tag (lacht). Ich war aber nicht der einzige Helfer vom Kreisverband. Wir haben zum Beispiel am Flugplatz Mendig eine Führungsgruppe für die Psychosoziale Notfallversorgung gestellt. Mit mir in Grafschaft waren gleichzeitig drei weitere Kameradinnen und Kameraden in der Küche und als Fahrer eingesetzt.
Wie ist die Stimmung unter den Betroffenen? Überwiegt Hoffnung oder Resignation?
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»Zum ganzen Interview © Rhein-Neckar-Zeitung / Philipp Weber