Jetzt erst recht - Helfer packen weiter an - Kreisverband Mannheim e.V.
· Pressemitteilung

Jetzt erst recht - Helfer packen weiter an

Auch die Helfer vom DRK wollen sich weiter engagieren.

Das Engagement der Ehrenamtlichen bleibt auch nach Köln ungebrochen, aber der Druck im persönlichen Umfeld wächst

Der Skandal von Köln hat bei vielen freiwilligen Helfern eher eine Trotzreaktion ausgelöst - so das Ergebnis einer Umfrage des "Mannheimer Morgen".
"Die Leute lassen sich nicht abschrecken, das ist vielleicht in einer Stadt wie Heidelberg, wo es nicht so viele Migranten gibt, anders", sagt Skander Absi von der Helferinitiative Nice to meet you. Der 24-Jährige berichtet, dass beim ersten Treffen in diesem Jahr nach den Feiertagen sogar noch mehr Helfer da gewesen seien als bisher. Der Austausch zwischen den Mannheimer Bürgern und den Flüchtlingen solle auf Augenhöhe weitergehen.
Auch Manfred Asel vom Freundeskreis Asyl, der im Auftrag des Landes die Sozialarbeit in der BEA in Benjamin Franklin betreibt, berichtet von einem "eher größeren Zulauf". Der 60-jährige Gesamtkoordinator hofft, dass das auch so bleibt.
Allerdings müssen sich die Helfer inzwischen auch häufiger kritische Worte von den Mannheimer Bürgern gefallen lassen. Gustav Schneider, der 66-jährige pensionierte Lehrer, erzählt folgende kleine Geschichte: "Ich wollte Fußball-Schuhe für Flüchtlinge sammeln. Da hieß es dann, für diese Typen aus Köln wolle man nichts geben." Schneider will sich davon nicht beeindrucken lassen. "Ich denke, ich werde mich noch stärker engagieren." Schneider gibt den Flüchtlingen Deutsch-Unterricht. Der Ethnologe Jörg Weinerth (55) vom Freundeskreis Asyl sagt zu dem ganzen Thema: "Für mich gilt nun die Devise: Jetzt erst recht!
"Christiane Springer vom DRK, das die BEA auf Benjamin Franklin betreibt, betont, dass nach Köln der Druck aus dem persönlichen Umfeld stärker geworden sei. "Das geht allen Ehrenamtlichen so. Man stellt uns die Frage: Warum macht ihr das noch?", sagt die Geschäftsführerin. Die 53-Jährige befürchtet, dass Köln negative Auswirkungen haben könnte. "Die Gefahr ist da, dass die Stimmung kippt, weil jetzt womöglich alles über einen Kamm geschert wird. Deshalb kommt es auf die Helfer besonders an."
Susanne Bachmann, Koordinatorin bei der Caritas, kann nach den sexuellen Übergriffen in der Domstadt bei der Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen keine Verärgerung bei diesen feststellen. "Das liegt vielleicht daran, dass die Helfer immer ein persönliches Gesicht vor Augen haben und nicht die anonyme Masse." Deshalb werde sich das Engagement auch nach Köln nicht ändern. "Aber es gibt natürlich in der Öffentlichkeit eine neue Debatte. Deshalb fühlen auch wir uns angespannt", sagt die 63-jährige Diplom-Sozialarbeiterin.
Annemarie Andritschki vom Feudenheimer Flüchtlingsforum war seit Köln bereits mehrfach in der Spinelli-Kaserne und fühlt sich weiter "hoch motiviert" für ihre ehrenamtliche Tätigkeit. Sie erfahre dabei immer "absolute Hochachtung" von den Flüchtlingen. "Das liegt vielleicht auch daran, dass ich keine junge Frau bin, sondern graue Haare habe und deshalb in ihren Augen eine Respektsperson bin", sagt die Helferin. Von sexuellen Übergriffen habe sie in der Kaserne übrigens noch nie etwas mitbekommen.
© Mannheimer Morgen, Donnerstag, 14.01.2016