Schon Tage zuvor haben freiwillige Helfer und Hauptamtliche des DRK in Mannheim Kleider sortiert und mit Bügeln auf Ständer gehängt. Einige von ihnen sind auch heute dabei und können die Fruchtbarkeit ihrer Arbeit unmittelbar erleben. Hinzu kommen ehrenamtlich Aktive aus dem Ortsverein und Freiwillige aus verschiedenen Bereichen des Weinheimer Netzwerkes NAWI. Die Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft sind sofort zur Stelle und helfen spontan mit, das Material und die Kleider zu entladen. Hand in Hand werden die Pavillons aufgerichtet. Zeichensprache hilft, das Dach passend aufzuziehen und den Sicherungsbolzen an der richtigen Stelle zu setzen. Innerhalb von 30 Minuten ist alles vorbereitet: Der "Kleidermarkt" kann eröffnet werden.
Bewusst hat sich das DRK dafür entschieden, keine klassische Kleiderausgabe durchzuführen, sondern den Bewohnern eine Gelegenheit zu bieten, aus einem großen Sortiment nach eigenen Wünschen und Bedarfen Kleidung auszusuchen und marktähnlich zu bezahlen. Und so funktioniert das System: Jeder Bewohner erhält einen Gutschein zu 10 Euro. Jacken kosten zwei Euros, alle anderen Teile einen Euro. Vorbereitete Schilder in sieben Sprachen helfen das Verfahren zu erläutern. Hinweise in Deutsch, Englisch, Französisch, Persisch, Arabisch, Türkisch und Serbisch sind zu lesen. Bewohner helfen bereitwillig, wo Sprachen fehlen und übersetzen z.B. von Türkisch in Kurdisch. Eine weiße kurze Hose und ein buntes T-Shirt, vielleicht noch eine Regenjacke und Schuhe? Gesucht ist auch Kinderkleidung, die reichlich in verschiedenen Größen vorhanden ist. Am Ende des Einkaufs wird die verausgabte Summe auf dem Gutschein vermerkt. Der verbleibende Wert kann bei nachfolgenden Aktionen vor Ort oder im Secondhand-Laden genutzt werden.
Das System wird gut angenommen und funktioniert reibungslos. Es gibt keine Drängelei. Niemand kommt zu kurz. Für alle ist genug da. Man lässt sich Zeit beim Aussuchen und Anprobieren. Die Stimmung erinnert eher an einen mediterranen Markt unter freiem Himmel als an eine klassische Kleiderkammer. Sicherlich auch eine wohltuende Abwechslung vom Alltag in der Gemeinschaftsunterkunft. Auch die Helfer genießen den Tag. Trotz der Sprachbarrieren entstehen Gespräche. Es wird zusammen gelacht. Säuglinge werden auf den Armen getragen, während die Mütter die Stapel mit Kinderkleidung durchsehen. Die Geschäftsführerin des DRK Kreisverbands, Christiane Springer, und der Vorsitzende des DRK Ortsvereins, Prof. Dr. Rudolf Large, ziehen eine positive Bilanz dieser gemeinsamen Aktion. Der Kreisverband verfügt in Mannheim über Räumlichkeiten, in denen Kleidung sortiert und gelagert werden kann. Der Ortsverein ist mit seinen ehrenamtlich Aktiven innerhalb des NAWI vernetzt und mit der Lage vor Ort vertraut. So fand die Aktion in enger Abstimmung mit dem Arbeitskreis Asyl und unter Einbindung von Freiwilligen, die nicht dem DRK angehören, statt. Es wird deshalb mit Sicherheit nicht der letzte "Kleidermarkt" in Weinheim gewesen sein.